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Dissoziation – häufig mehr, als nur ein wenig "neben sich zu stehen"

Dissoziation – häufig mehr, als nur ein wenig "neben sich zu stehen"

Wenn Menschen ihren eigenen Körper oder ihre Umwelt als fremdartig wahrnehmen oder ihr Gedächtnis, ihre Motorik oder ihre Sinneswahrnehmungen aus psychischen Gründen beeinträchtigt sind, spricht man von einer dissoziativen Störung. Welche verschiedenen Formen unterschieden werden und welche Ursachen eine Rolle spielen, beantworten wir dir im Folgenden.

Welche Arten von dissoziativen Störungen gibt es?

Nach dem ICD-10 werden verschiedene Formen von dissoziativen Störungen unterschieden. Sie sind unter Kapitel 5 der psychischen Verhaltensstörungen klassifiziert und weiterhin den neurotischen, Belastungs- und somatoformen Störungen (F40-F48) zugeordnet. Damit befinden sie sich in einer Kategorie mit den Phobien, den Zwangsstörungen und den Belastungsstörungen wie beispielsweise der posttraumatischen Belastungsstörung. Dissoziative Störungen werden im ICD-10 auch mit dem Synonym Konversionsstörungen beschrieben. Diese sieben Formen gibt es:

  1. Dissoziative Amnesie: Die Patienten leiden unter einem selektivem Erinnerungsvermögen, meist bezogen auf traumatische Erlebnisse wie Todesfälle oder Unfälle. Eine vollständige Amnesie ist dabei selten.

  2. Dissoziative Fugue: Das Hauptmerkmal ist hier eine plötzliche und zielgerichtete Ortsveränderung. Ebenfalls symptomatisch ist dabei der Verlust von selektiven oder vollständigen Erinnerungen.

  3. Dissoziativer Stupor: Die normale Reaktion auf Reize wie Licht oder Geräusche ist bei Betroffenen insofern beeinträchtigt oder gestört, als dass willkürliche Bewegungen nur noch sehr gering oder gar nicht mehr stattfinden. Für Aussenstehende mag der Zustand wirken, als würde die Person vollkommen erstarrt sein oder schlafen.

  4. Trance- und Besessenheitszustände: Den Betroffenen gelingt es nicht mehr oder nur noch eingeschränkt, ihre Umgebung wahrzunehmen. Ausserdem kommt es zu einem vorübergehenden Verlust der eigenen Identität.

  5. Dissoziative Bewegungsstörungen: Hierbei kommt es zu einer eingeschränkten Bewegungsfähigkeit von einzelnen oder mehreren Körperteilen, ähnlich einer Lähmung oder Ataxie.

  6. Dissoziative Krampfanfälle: Dissoziative Krampfanfälle ähneln epileptischen Anfällen. In diesem Zusammenhang kommt es nicht selten auch zu Trancezuständen oder Stupor-Symptomen.

  7. Dissoziative Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen: Die Patienten klagen über sensorische Ausfälle beziehungsweise über den vollständigen Verlust des Hautempfindungsvermögens. Auch Sehstörungen oder eine Verringerung der Hör- oder Riechfähigkeit sind häufige Symptome.

Darüber hinaus gibt es noch Kategorien für gemischte, nicht näher bezeichnete und sonstige dissoziative Störungen, zu denen auch die Identitätsstörung oder das Ganser-Syndrom gehören.

Welche Erkrankungen gehören zu den sonstigen dissoziativen Störungen?

Neben den sehr auf das Körperliche bezogene dissoziativen Störungen gibt es eine Reihe an dissoziativen Störungen, die mehr den Geist betreffen. Unter anderem werden diese Krankheitsbilder unterschieden in:

  • das Ganser Syndrom: Hierbei handelt es sich um eine Krankheit, bei der die Patienten auf einfache Fragen die falsche Antwort parat haben. Die Störung wird auch Pseudodebilität, hysterischer Dämmerzustand oder Vorbeiantworten genannt. Das Ganser-Syndrom wird oft fehldiagnostiziert und für eine Demenz oder für Dummheit gehalten.
  • Dissoziative Identitätsstörung: Eine dissoziative Identitätsstörung ist durch eine Abspaltung der eigenen Persönlichkeit gekennzeichnet. Dabei kommt es zu verschiedenen Zuständen der Identität, sodass sich Gefühle, Einstellungen und Denkmuster abwechseln. Früher wurde dieses Krankheitsbild auch als Multiple Persönlichkeit bezeichnet.
  • Depersonalisation: Betroffene, die an einer Depersonalisation leiden, erleben einen Zustand der Selbstentfremdung, beziehungsweise eine veränderte Wahrnehmung der eigenen Person. Das betrifft zum Beispiel eine Veränderung des Körpererlebens oder auch eine Art emotionale Taubheit, sodass Gefühle nicht mehr intensiv oder real wahrgenommen werden können.
  • Derealisation: Hierbei wird die Umwelt als fremdartig oder abnormal wahrgenommen. Wird sowohl die eigene Person als auch die Umwelt als unwirklich erlebt, spricht man in der Psychiatrie auch von einer Ich-Störung oder dem Depersonalisations- und Derealisationssyndrom.

Inwieweit kann ein Trauma eine dissoziative Störung auslösen?

Durch das Erleben eines Traumas wird der Bewältigungsmechanismus des Geistes überfordert. In diesem Zusammenhang kommt es sehr häufig zu einer kurzzeitigen Dissoziation, bei der Körper und Geist sich voneinander lösen und der Mensch sich und seine Umwelt nur noch eingeschränkt wahrnimmt. Dieser Zustand ist völlig normal und soll in allererster Linie die Gesundheit des Betroffenen schützen. In einigen schweren Fällen kann es jedoch passieren, dass sich die Dissoziation zu einer anhaltenden Störung entwickelt, sodass eine Psychotherapie wie beispielsweise eine Verhaltenstherapie nötig wird.

Wie hoch ist der Zusammenhang zwischen einem Trauma und einer Dissoziation?

Etwa 8 Prozent aller Personen, die ein Trauma erlebt haben, leiden in der Folge an einer dissoziativen Störung. Darüber hinaus haben nur 2 Prozent aller betroffenen Patienten keine traumatische Erfahrung gemacht. In der Allgemeinbevölkerung liegt die Lebenszeitprävalenz von schweren dissoziativen Symptomen bei 2 bis 4 Prozent.

Wie sieht die Behandlung von Symptomen einer Dissoziationsstörung aus?

Je nach Ursache und Ausprägung der Symptome werden unterschiedliche Therapieansätze gewählt. In vielen Fällen ist eine Traumatherapie oder tiefenpsychologische Behandlung nötig, damit der Patient sich seiner traumatischen Erfahrungen bewusst werden kann. In einer Verhaltenstherapie kann ein Betroffener ausserdem lernen, besser mit sich selbst in Einklang zu kommen. Das Ziel ist dabei, wieder ein Gefühl und ein Bewusstsein für die eigene Identität herzustellen.

Welche Persönlichkeiten zählen besonders häufig zu den Betroffenen von dissoziativen Störungen?

Eine Zwillingsstudie hat gezeigt, dass Dissoziation tendenziell erblich ist. Ausserdem sind sehr phantasiebegabte, kreative und verträumte Menschen eher von einer dissoziativen Störung betroffen als andere.

Wann können dissoziative Störungen noch auftreten?

Dissoziation ist oft auch ein Symptom einer anderen psychischen Erkrankung wie etwa einer posttraumatischen Belastungsstörung oder einer Schizophrenie. Ebenso können bestimmte chemische Substanzen wie Drogen vorübergehende Dissoziationen hervorrufen.

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